Drei Nüsse für Schreibbrödel

Erst dachte ich, ich fände keinen Verlag, und dann dieses Schlamassel…

Neben dem gemeinhin als aussichtslos gebrandmarkten Weg des Unaufgeforderteingesandtenmanuskripts, gibt es noch eine zweite Sache, von der einer kommenden Romandebütantin mit äußerster Vehemenz abgeraten wird: auf der Buchmesse mit einem Manuskript in der Tasche Verlage belästigen.

Also bin ich damals ohne nach Frankfurt gefahren, ich hatte ohnehin erst 70 Seiten. Und ich unterhielt mich nur mit einem einzigen Verleger, den ich mir vorher ausgeguckt hatte, weil es in dessen Programm ein Buch gab, über das sich geschickt zu meinem Thema überleiten ließ. Der wollte natürlich gleich mein Manuskript sehen.

Und da war sie, die erste Nuss, die das unscheinbare Schreibbrödel in eine echte Schriftstellerin verwandeln sollte!

Leider war das Gewand, das dieser ersten Nuss entsprang, nur unvollständig und verlangte nach einer finanziellen Eigenbeteiligung. Kam für mich nicht in Frage. Da wollte ich lieber weiter vor mich hin brödeln. Trotzdem denke ich mit Wärme und einer gewissen Verbundenheit an diesen ersten Verlagsmenschen, der an mich glaubte, und den man sich keinesfalls als Heiratsschwindler für verzweifelte, altledige Autorinnen vorstellen darf.

Die zweite Nuss fiel mir dann Monate später in Form einer E-Mail aus der Schweiz vor die Nase. Eine Frucht, die tatsächlich aus der Saat der etwa drei Duzend unaufgefordert eingesandten Manuskripte hervorgegangen war, und in der ein rot-weißes Ballkleid steckte – mit endlos langer Schleppe, die zurück bis Gutenberg und der ersten Druckerpresse in Basel reichte. Damit tanzte ich durch Frühjahr und Sommer und stand bereits am Altar, um die glückliche Deutsch-Schweizer Verbindung endlich zu besiegeln, als es hinter mir rief: „Haltet ein!“ und mir eine unsichtbare Gestalt ein drittes Nüsslein in die Hand drückte.

Das dritte Nüsslein sprang auf und ein schlichtes Brautkleid von hoher Qualität kam zum Vorschein, das mir keine Wahl ließ, einzig eine gewisse Gewissensqual… Der Überbringer des späten Nüssleins entschuldigte sich damit, dass er den ganzen Vorgang „verlegt habe“. Nomen est omen. Schwäbische Traumhochzeit. Vorhang.