Beflecktes Ding

Als ich 2001 meinen ersten Arbeitsvertrag unterschrieb, stand da gleich das Austrittsdatum mit drin. Ich erinnere mich nicht genau, aber es muss ungefähr 2036 gelautet haben, lag Lichtjahre entfernt in einem anderen Leben. War also nicht abzusehen, gefühlte Eintrittswahrscheinlichkeit: nie.

Als ich fünfzehn Jahre später meinen ersten Autorenvertrag unterschrieb, stand da was von Makulatur. Ich musste das Wort erstmal nachschlagen, kannte es nur im übertragenen Sinne. Dann las ich: Eine Makulatur (lat. maculatura „beflecktes Ding“, von macula „Fleck“) ist nutzlos gewordenes, in der Regel schon bedrucktes Papier (Altpapier). Bedeutet: Buch wird eingestampft. Papiermühle. Oder verbrannt? Gefühlte Eintrittswahrscheinlichkeit? Schwer zu sagen.

Jetzt also. Mit der Insolvenz von Klöpfer & Meyer geht mein Erstling den Weg des Modernen Antiquariats (klingt wie „schwarzer Schimmel“, das Oxymoron, nicht das Zeug an der Wand) und danach ins Buchnirwana, aka Makulatur. Zum Glück sind nur noch knapp 100 davon da, sagt ProLit, die sie auch nicht länger beherbergen wollen.

Rettungsaktion läuft. Buch, neuwertig und zeitlos, günstig abzugeben, 540g schwer, 21,5 cm lang, 384 Seiten dick, für 1,3 Cent pro Seite. Nur in gute Hände.

Zum Zweiten

Ganz schön anders, so ein zweites Mal. Der zweite Frühling, die zweite Luft, die zweite Welle, klingt fast, als wäre das zweite automatisch auch das letzte Mal. Dabei sind aller guten Dinge doch drei. Mindestens.

Beim zweiten Mal hat man schon Erfahrung. Ein paar Illusionen sind über Bord gegangen. Und ein paar Ängste auch. Dass man doch nicht übers Wasser wandeln kann, hat man verstanden (das klappt nie beim ersten Mal, sagt Pippi, das muss man tüchtig üben), dafür hat man den einen oder anderen begehbaren Stein unter der Wasseroberfläche gefunden.

Beim zweiten Mal hat man einen Vergleich. Die Dinge können jetzt nicht mehr nur laufen oder nicht laufen, sie können besser oder schlechter laufen. Das erste Mal wird zum Maß der Dinge, was einen dazu verführt zu denken, man hätte realistischere Erwartungen.

Man bleibt also töricht. Immerhin.