Kopfsprung, oder: Lob der Distanz

Abstand ist das Gebot der Stunde. Angenehm, wenn einem der Nachbar in der Eisschlange nicht direkt in den Nacken atmet oder in die Hacken tritt. Obwohl der Einmeterfünfzig gewisse Schmelzeigenschaften zu haben scheint. Vor Kurzem noch war deutlich mehr davon da.

Abstand gewinnen. Es gibt also etwas zu gewinnen. Wie groß der Abstand ist oder wie hoch der Gewinn, wird sich noch zeigen müssen. Verlieren kann man dabei leider auch. Auf dem Trockenen sitzen bleiben.

Kurz vor DER Krise (nach der neuen Zeitrechnung), bin ich auf Distanz gegangen. Habe das neue Manuskript zurückgezogen. War wie vom Fünfer springen, wenn man nicht weiß, ob Wasser im Becken ist.

War Wasser drin. Genug zum Abtauchen.

Da unten im Becken habe ich erstmal durchgeatmet. Doch. Echt. Ich war selbst erstaunt, dass das ging. Habe ein- und ausgeatmet und nachgedacht. Wer bin ich, woher komme ich, wohin gehe ich. So was halt. Corona war auch. Koinzidenz. Manchmal kommt was zusammen.

Da ist mir wieder eingefallen, wie es war im Anfang. Und jetzt? Und immerdar? Streiche den letzten Satz. Nicht mein Satz. War er nicht, ist er nicht und wird er nie sein. Also jetzt. Mir ist wieder eingefallen, warum ich mache, was ich mache. Warum ich es machen wollte und warum ich den Sprung gewagt hatte. Ist ja nicht mein erstes Mal, vom Fünfer, ohne vorher nach dem Wasser zu schauen.

Wenn alles klappt, komme ich im Frühjahr wieder an die Oberfläche. Sehe schon die helleren Wasserschichten.