Das ist aber schön! So rund.
Rollt schön hin und her.
Liegt gut in der Hand.
Und wie das leuchtet.
Wunderbar.
Aber leider suchen wir was Eckiges.
Weitermurmeln.
Das ist aber schön! So rund.
Rollt schön hin und her.
Liegt gut in der Hand.
Und wie das leuchtet.
Wunderbar.
Aber leider suchen wir was Eckiges.
Weitermurmeln.
Mit dem Kopf ins Weltall hängend schauen wir. Dass uns das Blut nicht in den Kopf steigt, dafür sorgt eine physikalische Kraft. Wir kleben mit den Füßen auf der Brücke wie die Fliegen an der Decke. Und nehmen uns wichtig.

Blutmond, Modersohnbrücke, Berlin Foto: de
Sorge tragen ist nicht Sorgen machen.
Demut ist nicht demütig sein.
Zufrieden sein ist nicht zufrieden geben.
Vorsichtig mache ich zwei Schritte in das Feld hinein. Dreck quillt unter meinen Schuhspitzen und hinterlässt einen breiten Rand. Ich gehe in die Hocke, betaste den Krautkopf mit klammen Fingern, die glatte, ledrige Haut, die plastischen Blattadern. Ich nehme den Kopf hoch, drehe ihn um, betrachte das Gekräusel in seinem Inneren, fragil und stabil zugleich, zäh und zart. Ein Krauthirn. Wenn man den Menschen in die Köpfe schauen könnte!
Was man sehen kann: Wo alles beginnt und dass alles zusammenhängt. Am dicken Ende sitzt der Strunk, daraus wachsen sechs Arme hervor. Der Krautstrunk reckt die Arme, als wollte er sie über dem Kopf zusammenschlagen, und bleibt auf halben Weg stecken. Mit erhobenen Händen ergibt er sich in sein Schicksal. Die Blätter legen sich in Falten, verfranzen sich, fransen aus in feine Fältchen, die jeden Zwischenraum füllen. Erst zur Spitze hin ordnen sie sich wieder zu klaren Schichten, von innen nach außen jedes Blatt eine Nuance dunkler, und alles fest umschlossen von einem Schutzmantel, der das Chaos im Inneren birgt.

Zeichnung: Hans-Jörg Straub, Literarisches Forum Oberschwaben 2025
Muss das nicht ein mächtiger Magier sein, der die Sonne von jetzt auf gleich in Eis verwandeln kann?
Doch das täuscht.
Hast du gesehen, wie golden das Flusswasser war an dem Abend? Flüssiges Gold. Während ich bei dir war, ist es über die Ufer getreten. Noch als ich durch die Nacht zum Bahnhof zurückging, glänzten die Straßen verdächtig. Und selbst das Zugabteil schimmerte, vielleicht weil ich den Glanz noch an den Schuhen hatte.
Geschafft, schrieb ich. Und etwas Nachglut schickte ich aus wachsender Entfernung. Ich kannte den, der antwortete, als ob wir uns kaum kennten. Der andere, den ich auch kenne, war nicht mehr zu erreichen.
Die Kunst des Hölle zufrieren lassens ist leicht zu erlernen. Man muss nur eisig schweigen können.

Sonne, Foto: de
Was kein guter literarischer Text ist: Eine konstruierte Geschichte, die um Spurenelemente von eigenen Empfindungen herum aufgebaut wird. Noch schlimmer: Wenn sie um nachempfundene Empfindungen herumkonstruiert ist.

Die sanfte Gleichgültigkeit des Mondes geht mich nichts an.
Ob und welche Bedeutung etwas hat, bestimme ich.
Zum Glück.
Wolfsmond, Foto: de
Ein Apollo genüge, sagte der Mann mit hochrotem Kopf. Er war Künstler. Er war in der Kunstkommission. Diese neun Weiber, von einer Frau geschaffen, brauche es nicht. Und was das für Weiber seien! Und wenn schon Musen, dann bräuchten sie einen Führer.
Die Musen sind sich selbst genug, sagte die Künstlerin.

Bettina Eichin, Neun Musen, Bronze, 1985-1991, Foto: de

Valle Bormida, Fotos: de
Da ist es wieder! Nur in anderer Gestalt. Es ist ein proteisches Wesen.

Kein Wunder ist das schlechte Gewissen erneut am Seestrand aufgetaucht. Hast du es aus dem Wasser gefischt? Hat es dich angesprungen? Sich an dich geklammert? Es wäre besser gewesen, es wäre geblieben, wo es war. Aber vielleicht ist es auch etwas anderes und du hast ihm nur einen falschen Namen gegeben. Aus Achtlosigkeit.
Wenn einer sagt, er habe ein schlechtes Gewissen, warum sagt er dann nicht: es tut mir leid, was ich dir angetan habe. Warum klagt er nur und entschuldigt sich nicht?
Wenn einer etwas tut, von dem er weiß, dass die Möglichkeit besteht, den anderen zu verwirren oder schlimmer, warum spricht er nicht vorher? Warum sagt er nicht: Ich würde gerne dies, aber ich befürchte das. Entscheide du!
Foto: de